Zur Harmonie seriell gestalteter Bauten. Jörg Niederberger. Im architektonischen Ausdruck von Siedlungsbauten zeigt sich eine grosse Anzahl formaler Ähnlichkeiten. Es macht Sinn, diese Gesamtheit von Gebäuden als Einheit erscheinen und die Häuser ähnlich aussehen zu lassen. Eine rechteckig kompakte Form ist meist Ergebnis ökologischer Ansprüche oder Auflagen. Die grosse Gleichartigkeit von Bautypen oft Folge ökonomischen Begehrens. Architektur hat nicht nur Wohnzwecken zu dienen oder ästhetischen Ansprüchen zu genügen, ist als Anlage nicht nur eine Baufläche, sondern hat als Geldanlage einen Ertrag zu erwirtschaften. Diese nachvollziehbare lineare Zweckgerichtetheit führt zu seriell konzipierten Häusern, mit einem – leider oft genug – monotonen Ausdruck. In städtischen Anlagen mag das noch erträglich sein. Ausserhalb urbaner Gebiete vermögen sie eine dröge Trostlosigkeit auszustrahlen. Die Bewohner solcher Anlagen sind Menschen, vielleicht – wenn auch nur im Kleinen – mit dem Anspruch oder Wunsch einzigartig zu sein. Es ist daher angebracht, die sinnlichen Komponenten bei seriell gestalteten Wohngebäuden nicht zu vernachlässigen. Fühlen sich Bewohnerinnen und Bewohner wohl, besteht die Lust, am gewählten Ort wohnhaft zu bleiben. Das Aggressionspotential wird minimiert oder gering gehalten. Sorgfalt und Achtsamkeit demgegenüber erhöht. Menschen lieben es, individuell angesprochen oder berücksichtigt zu werden. Unterschiedlich erkennbare Häuser tragen dazu bei, einzigartige Identität zu stiften, Abgrenzung zum Ausdruck zu bringen und – innerhalb einer formal zwar variert und dennoch ähnlichen Sprache – die Zugehörigkeit zum nahen Umfeld zu bewahren: man sieht sich einmalig und fühlt sich dennoch dazu gehörend. Die Kunst – im Zusammenhang mit Architektur kann das Farbe sein – entspringt Sinnlichkeit und lässt Gefühlen Raum. Das linear logische Verständnis rückt in dieser Umgebung in den Hintergrund und macht dem Platz, was das Herz direkt anzusprechen vermag. Im Interesse von Mietern, Käufern und letztlich auch von Anbietern in einem wachsenden Angebotsmarkt, dürfen die weichen Faktoren (Soft-Factors) nicht ausser Acht gelassen werden. Innerhalb von Konkurrenz sollten Werte mitberücksichtigt werden, die Architektur als etwas Besonderes für den Menschen und die Gemeinde erscheinen lassen. Farbe im Zusammenspiel mit Architektur schafft ein Umfeld, wo Rationalität und Sinnlichkeit, Zweck und Verspieltheit, Härte und Sanftheit, Logik und Poesie in einen sich gegenseitig nicht ausgrenzenden Dialog treten. Die kongruenten Qualitäten von Geometrien und Farbklängen entwickeln sich zu einer spannenden lebendigen Ganzheit. Folglich kann Zweck auch schön sein.
Immer zugänglich (gewisse Treppenhäuser nach Anmeldung bei Verwaltung)