Das umgenutzte Gebäude liess von seinem Bestand her hinsichtlich Erschliessung nicht jegliche Offenheit zu. Die Architekten waren interessiert daran, in die klar strukturierte Vorgabe vielfältigste Grundrissformen zu entwickeln, um individuelle Wohnformen innerhalb des liegenden Quaders zuzulassen. Von aussen her lässt sich das kaum erschliessen. Als "Rest" dieser Planung bildeten sich Gänge, Flure in einem Dialog mit den teils neu gebildeten Treppenhäusern. Tendenziell agiere ich komplementär zu den Vorgaben, um ein Gesamtes zu erreichen. In diesem Fall schien es nicht zu funktionieren, farblich der labyrinthischen Vorgabe ordnend zu entgegnen. Es zeigte sich gar, dass ich die architektonische Vorgabe zu überhöhen und die räumlich gesetzten Farbflächen arhythmisch zu verteilen hatte. Als Anhaltspunkte für die sich im Gebäude orientierenden Bewohner und Gäste wurden bei den Liftausgängen klar empfind- und deutlich unterscheidbare Farbklänge gesetzt; unterschiedlich pro Etage. Komplementäre Farbpaare greifen auf der Stockwerkebene versetzt ineinander und bilden einen spielerisch angelegten und doch kontrollierten Farbfelderrhythmus. Frei dazwischen verteilt sind lichtgraue Flächen gesetzt, die die Farb"schatten" oder -spiegelungen aufnehmen und sich dadurch, obwohl sie immer gleich sind, unterschiedlich überfärben. Dies geschieht auch bei den anderen Farben, wenn sie einander gegenüberliegend aufeinandertreffen und neue Farbklänge bilden. Das Kolorit – das heisst, der eigentliche Farbklang der gesamten Farbtöne – wurde aus Vorlieben der Architekten herausgefiltert. In einem Verfahren mit dem ich ihr rationales Erkennen unterlief, um an deren unmittelbaren – nicht gedachten – Farbklang heranzugelangen. Damit habe ich schliesslich die Komposition erarbeitet. Mir ist es wichtig, dass sich die Architekten in ihren Bauten "heimisch" fühlen oder auch dem gegenüber sich befinden können, wonach sie sich (heimlich) sehnen. Eingebettet sind diese vier Farbpaare – die kalt/ warm polarisiert sind – in einem lichten Gelbton, der sich über die Treppenhäuser von zuoberst herab bis in die Einstellhalle ergiesst. Im Lichtschacht bildet dieser Ton ein stetes Sonnenlicht auch bei trüben Tagen. Jörg Niederberger / August 2014
Treppenhaus und Flure eines Mehrfamilienhauses, auf Anfrage/Anmeldung bei Daniel Niggli EM2N oder Bewohner