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Ex-Cappella

2011-2012
CH-6060 Sarnen OW
Benediktinerkollegium OSB Kloster Muri-Gries
Benediktinerkollegium OSB Kloster Muri-Gries
Christian Kathriner
Architekturbüro Beda Dillier Dipl. Arch. ETH SIA Sarnen

Kunstwerk(e)

Ex-Cappella (2011-12)
Christian Kathriner
Andere

Metaphorisches Verschliessen – Allegorisches Durchblicken. Christian Kathriner, Ex-Cappella, 2011-12, permanente Installation für das Konvikt des Benediktinerkollegiums OSB in Sarnen. Das Werk mit dem programmatischen Titel Ex-Cappella ist vieles in einem und greift über das herkömmliche Format einer wie auch immer gearteten "Kunst am Bau" hinaus. Vielmehr zeigt sich hier ein Werkbegriff als komplexer Hybrid im Niemandsland zwischen autonomem Kunstwerk, Kulturgüterschutzmassnahme, Erinnerungsraum, denkmalpflegerischer Rekonstruktion und deren gleichzeitiger, geradezu häretischer Unterminierung. Die Ausgangslage bildete der Entscheid des Eigentümers, des Benediktinerklosters Muri-Gries, zur Umnutzung des 1868 als Pensionat "Nicolaus von Flüe" erbauten Konvikts in ein zukünftiges Schulhaus für die örtliche Gemeinde. Zweifellos die brisanteste Zuspitzung dieses Unterfangens stellte der Umgang mit der ehemalige Hauskapelle dar, welche als Herzstück des Selbstverständnisses der ehemaligen Klosterschule profaniert wurde. Es ist diese Umwidmung des ehemaligen sakralen Orts in einen funktionalen Raum, welche einer künstlerischen Anordnung die Bühne überlässt, die sich nicht im herkömmlichen modernistisch purifizierenden Eingriff gefällt, sondern fest verschmolzen mit dem Raum und seiner Struktur, auf die Frage nach dem Verlust von Erinnerung und Transzendenz zielt. Die äussere Reliefwand – welche den ganzen in späthistoristischen gehaltenen Lettnerbereich kurzerhand "zumauert", unterscheidet nicht mehr zwischen Hierarchien wie Bestand oder Ergänzung, sondern befragt und reflektiert die vorgefundene Situation samt Ornamentik in Form eines Pasticcios, welches angeblich so unvereinbare rhetorische Figuren wie Verkehrung, Parodie und Paradoxie mit schwermütigem Ernst und dem Streben nach Angemessenheit und Massgelungenheit verbindet. Das Motiv des zugemauerten Chorbogens schafft gezielt ein ikonografisches Vakuum. Die dahinterliegenden verborgenen Räume und ihre ehemaligen Funktionen sind fortan nur noch intuitiv erahnbar. Der auf der Innenseite dieser Zumauerung eingesetzte Abguss eines Schädelfragments mit seinen leeren, knöchernen Augenhöhlen bleibt dessen einziger allegorischer Durchblick und gibt den Blick auf den nunmehr verborgenen Sarner Schädelberg nicht mehr frei.


Diverse Materialien
~ 600x800x300cm

Nach Vereinbarung zugänglich, ausserhalb der Schulzeiten.


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