http://www.raiffeisen.ch/raiffeisen/internet/home.nsf/0/5B04B495E9735C2AC1257A76002D345B/$FILE/Dokumentation_RB_Untersiggenthal.pdf
Kunst und Bau von huber.huber Das Geheimnis ist die Zeit steht als Leitmotiv über dem künstlerischen Konzept von Reto und Markus Huber. Die einzelnen Elemente ihrer mehrteiligen Arbeit haben die Künstler vor, am und im Neubau der Raiffeisenbank platziert. Inhaltlich verbunden sind die Elemente durch eine Reflexion über die Zeit. Dieses elementare und zugleich hochkomplexe, unser Dasein unentrinnbar bestimmende Thema wird in seiner Vielschichtigkeit berührt. Gegensätzliche zeitliche Dimensionen verschränken sich etwa in der Aussenskulptur: Ein Findling, Zeuge aus prähistorischen Zeiten, wurde mit einem Hightech-Autolack überzogen, einem Symbol unserer schnellen, hochtechnisierten Konsumgesellschaft. Eine von gestischer Unmittelbarkeit bestimmte grossflächige Zeichnung in der Kundenhalle stellt einen Gletscher dar. Der Gletscher, diese urtümliche Naturerscheinung, dieses Monument aus der Eiszeit, das sich durch die Erderwärmung seit einigen Jahren auf einem Rückzug in Millimeterschritten befindet, wurde von Huber.Huber als ewiges und zugleich flüchtiges Phänomen in den lichten Raum gesetzt. Mit solchen eindrücklichen zeichnerischen Arbeiten haben sich die beiden 1975 geborenen Brüder in den letzten zehn Jahren national einen Namen gemacht. Zu einer quasi zeitlosen, kontemplativen Erfahrung führen die farblichen Interventionen an der Fassade und im Innenhof. Je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen lässt sich eine changierende, sich ständig verändernde Wahrnehmung des Raumes erleben. Die Künstler legen eine eigene Spur, die streckenweise unabhängig von der Architektur verläuft, um sich dieser dann wieder anzunähern oder mit dem Gebäude gar ganz zu verschmelzen. Die einzelnen Stationen auf dieser Spur manifestieren sich in unterschiedlichen künstlerischen Medien und reichen von der Steinskulptur über farbliche Interventionen auf Glas bis hin zur Zeichnung. Auch in der ästhetischen Sprache haben Huber.Huber keine Einheitlichkeit angestrebt. Die malerische Gestik steht strengem Minimalismus und dann wiederum der sinnlichen Kohlezeichnung gegenüber. Die Kunst wird dem Ort nicht übergestülpt, drängt sich nicht in den Vordergrund und will das Gebäude auch nicht mit eindringlicher Präsenz prägen. Sie taucht da und dort auf, setzt einen Akzent, produziert eine leise Störung, verändert die Raumwahrnehmung oder verführt mit einem illusionistischen Ausblick. Sie erschliesst sich nicht auf einen Blick, lässt sich nicht beim ersten Besuch des Gebäudes vollständig erfassen. Die Arbeit kreist nicht nur inhaltlich um das Thema Zeit, sondern fordert auch vom Gegenüber Zeit und hat damit das Potenzial, auf lange Sicht interessant und stimulierend zu wirken - ein zentrales Kriterium für gute Kunst am Bau. Madeleine Schuppli
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